Dienstag, 14. Oktober 2014

Retrogedöns: Castlevania The Adventure (Gameboy)

Ich liebe Castlevania! Ich hatte damals den ersten Teil auf meinem NES und der unbarmherzige Schwierigkeitsgrad war mir nie so richtig bewusst, weil das Gruselsetting und das Gameplay so interessant waren. Im Nachhinein wurde mir zudem auch erst klar, was für eine liebevolle Hommage an die klassischen („Universal“-) Horrorfilme das doch war mit Endgegnern wie Frankensteins Monster oder Dracula höchstpersönlich. Damals war meine Filmleidenschaft auch für steinalte (oder sagen wir "klassische") Filme noch nicht so ausgeprägt wie jetzt. Aber egal, denn auch so reichte es für eine tiefe Faszination zu diesem Spiel.

Kann Spuren von Fledermäusen enthalten!

Den zweiten Teil „Simon’s Quest“ hatte ich auch, aber so richtig warm wurde ich damit nicht. Er wies zu viele Abweichungen von dem klassischen Gameplay des Vorgängers auf und außerdem war das Ganze verflucht kryptisch. Schön auf den Punkt gebracht wird dies in dem Video vom Angry Video Game Nerd. Und dann hat mich die Serie irgendwie verlassen. Ich weiß gar nicht mal wieso, ich weiß nur dass ich mich damals natürlich noch nicht so gezielt über Spiele informiert habe wie heute. So sind mir Castlevania 3 und auch Super Castlevania IV für das Super Nintendo durch die Lappen gegangen. Gerade um das letztgenannte Spiel tut es mir leid, denn es ist ganz großartig und wohl der absolute Höhepunkt von den klassischen, linearen Teilen der Serie. Ebenfalls verpasst habe ich Castlevania The Adventure, den ersten Teil des Franchises für den Gameboy.


Sieht doch eigentlich ganz gut aus. Bewegt sich ja auch nicht!

Um es vorweg zu nehmen: gut, dass ich das damals nicht gespielt habe. Denn das Spiel ist schlecht. Wie bitte? Das gibt es? Ein schlechtes Konami-Spiel aus der Hochzeit der Konami-Spiele? Und dann noch ein schlechtes Castlevania? Immerhin eine der wichtigsten und renommiertesten Marken von Konami? Ja, das gibt es. Obwohl mir bewusst war, dass dieser Teil das schwarze Schaf der Reihe war (also bevor die N64-Teile herauskamen), war meine Neugier dann doch größer. Jetzt kann man das Spiel für um die 4€ kaufen. Damals hätte es ein deutlich empfindlicheres Loch in meinen Geldbeutel (oder fairerweise: den meiner Eltern) gerissen. Aber für die 4€ musste ich dann doch mal reinschnuppern. Immerhin spielt mein Telefon „Vampire Killer“, wenn ich angerufen werde, ich bin wie eingangs beschrieben ein Fan der Marke (vor allem von den klassischen Teilen).


Der erste Endgegner

Was ist denn nun so schlecht an dem Spiel? Auf Standbildern sieht das Ganze doch eigentlich ganz gut aus. Nette Grafik für einen Gameboy-Titel, klassisches Gameplay, das an den ersten NES-Teil gemahnt. Doch wenn man das Spiel dann mal in Bewegung sieht, wird klar, was der größte Haken ist: es steuert sich unfassbar zäh. Christopher Belmont (ein Vorfahre von Simon Belmont aus dem NES-Original) bewegt sich so agil wie eine Schildkröte auf der Autobahn. Dazu kommt ein unnachgiebiger Schwierigkeitsgrad und ein Level-Design, das auf Millimeter genau abgestimmte Sprünge ausgelegt ist. Spaß geht anders. So zuckelt man so vor sich hin und hat gar keinen Spaß an den klassichen Castlevania-Zutaten: gruseliges Setting, klassische Gegner wie Fledermäuse, Augäpfel oder Ritter und die erweiterbare Peitsche. Dass die Sekundärwaffen nicht implementiert wurden ist geschenkt. Einzig und allein die zähe Steuerung macht das Spiel zunichte.

Der 2. Level. Meine Fotohand war schon ganz zittrig!

Da kann die Musik noch so gut sein, die Atmosphäre noch so stimmig und die grafischen Assets noch so ansehnlich. Wie konnte das passieren? Vermutlich liegt es daran, dass es sehr früh im Lebenszyklus des Gameboys erschien (1989) und die Hardware noch nicht richtig ausreizen konnte. Die Fortsetzung von 1991 spielt sich auf jeden Fall deutlich flüssiger und ist leider auch deutlich schwieriger zu finden und dementsprechend teurer. Unterm Strich ist dieses Spiel nur etwas für Masochisten oder Komplettisten. Was davon ich bin? Irgendwie keines von beiden, denn mir war bewusst, auf was ich mich da einlasse und der „Spaß“ war mir die 4€ wert. Wen das nicht abschreckt: man muss nicht lange bei ebay suchen, um das Modul für einen ähnlichen Kurs zu finden. Den Unerschrockenen wünsche ich eine hohe Frusttoleranz!

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