Donnerstag, 21. August 2014

Street Fighter - Der Film zum Spiel - Das Drama zum Film

Vor wenigen Tagen entdeckte ich diesen wunderbaren Artikel auf Polygon.com, der sich mit den chaotischen Dreharbeiten zur Verfilmung von "Street Fighter" mit Jean-Claude Van Damme beschäftigt. Ich habe den Film damals gesehen, als er auf Video herauskam und war ziemlich enttäuscht. Obwohl ich ein Herz für Van Damme hatte UND Street Fighter 2 auf meinem Super Nintendo jahrelang relativ intensiv gespielt hatte. Also gehörte ich so ziemlich zur Zielgruppe, fand den Film aber furchtbar "cheesy" und zwar lange bevor ich Begriffe wie "cheesy" benutzen würde.

Irgendjemand musste ihn ja kaufen
Zu überzeichnet, zu konfus, zu albern und unterm Strich zu wenig "Street Fighter", obwohl der Film hartnäckig versucht, die gesamte Kämpferschar unterzubringen. Das fiel mir damals schon auf. Wie es überhaupt dazu kam, dass viel zu viele Charaktere aus dem Spiel nur halbherzig dargestellt wurden, wird in dem Text übrigens ausführlich thematisiert. 

Nun las ich eben diesen Artikel, dem ich jedem nochmals ans Herz legen möchte, der sich für das Medium Film interessiert und mal hinter die Kulissen eines missglückten Hollywood-Projektes blicken möchte und war fasziniert. Van Damme hatte demnach ein Drogenproblem und eine Affäre mit seiner Kollegin Kylie Minogue. Zunächst war vereinbart, nicht mehr als sieben Kämpfer des Spieles darzustellen, aber Capcom wollte während der Dreharbeiten immer mehr unterbringen. Raul Julia war von seiner Krebserkrankung so gezeichnet, dass der gesamte Drehplan während der Dreharbeiten umgestellt werden musste. 

Ohne Worte...
Trotz allem (oder vielmehr deswegen) habe ich wieder Lust bekommen, diesen Film zu schauen und so besorgte ich mir die Blu-Ray. Und nach geschätzten 18 Jahren schaute ich wieder mal "Street Fighter - Die entscheidende Schlacht". Doch dieses Mal mit etwas anderen Augen, denn für die Umstände ist es bemerkenswert, dass Regisseur Steven E. De Souza, diesen Film überhaupt so zustande bekommen hat. Für De Souza, eigentlich Drehbuchautor von Beruf (er hatte immerhin die Scripts für Nur 48 Stunden, Running Man, Phantom Kommando und Stirb Langsam 1 und 2 geschrieben), war dieser Film die große Chance auf eine Regiekarriere in Hollywood. Wenn man die Umstände bedenkt, mit denen er bei seinem Debüt zu kämpfen hatte, kann er einem schon Leid tun. 

Leid tun kann einem übrigens auch der tolle Schauspieler Raul Julia, der wirklich alles gegeben hat und in diesem oft unfreiwillig komischen Machwerk wirklich gute Szenen hat. Leider war dies sein letzter Film und schon damals habe ich ihm einen anderen, würdigeren  letzten Film gewünscht.

Was mich übrigens auch überzeugt hat, die Blu-Ray zu kaufen, war die Tatsache, dass ein Audiokommentar von De Souza enthalten ist. Mehr pikante Hintergründe zu diesem Pannendreh? Leider nicht, denn aufgenommen wurde er kurz nach Fertigstellung des Filmes. Da klang vieles noch anders. De Souza schien damals ein besserer Mensch zu sein, denn von Van Dammes Eskapaden erzählt er dort nichts. Nein, im Gegenteil: er lobt seine schauspielerische Leistung an den wunderlichsten Stellen. Aber gut, da wusste De Souza auch noch nicht, dass "Street Fighter" der letzte große Film sein sollte, bei dem er Regie führen sollte. Danach drehte er nur noch einige TV-Filme und Serien. Auch seine Schreiberkarriere erhielt nach "Street Fighter" einen empfindlichen Knick, denn Flops wie Judge Dredd (mit Stallone) und Knock Off (das war dann wohl der Grund, warum er Van Damme kurz nach dem Dreh nicht in die Pfanne gehauen hat) folgten.

Sollte jetzt jeder die Blu-Ray kaufen und den Film noch mal schauen? Eher nicht, denn besser ist er nach all den Jahren nicht geworden. Den verlinkten Artikel sollte man hingegen schon lesen. Und wer so tickt wie ich, wird sich den Film vielleicht doch noch mal "gönnen". Oder vielleicht das Super Nintendo mal wieder entstauben, was im Zweifel die bessere Wahl ist.

Samstag, 16. August 2014

Retro-Gedöns: Nemesis (Gameboy)

Sieht aus wie Gradius (nur eben in Schwarzweiß), spielt sich wie Gradius und fühlt sich an wie der Arcade-Klassiker von Konami. Das Spiel heißt aber Nemesis und kommt von Ultra. Ist das etwa ein früher Plagiatsfall, so wie heutzutage Flappy Bird (selbst zusammengeklaut) von hunderten von anderen Entwicklern kopiert wurde?

Ist für um die 5 € zu bekommen und sein Geld absolut wert!
Nein, die Auflösung ist viel interessanter: Nemesis IST Gradius und Ultra IST Konami. Als der Gameboy (der erste Gameboy!) der heißeste Scheiß überhaupt war, war Nintendo sehr darauf bedacht, dass nicht zu viele (im Zweifel schlechte) Spiele für das Handheld herauskamen. Die findigen Entwickler von Konami gründeten kurzerhand das Label "Ultra" und nannten "Gradius" in "Nemesis" um. Rein spielerisch handelt es sich bei dem Spiel um eine Mixtur aus Gradius 1 und 2, sowie neuer Features.

Der Titelscreen auf dem Gameboy Pocket (leicht angeranzt)
Das erklärt dann auch die hohe Qualität von Nemesis, die in keinster Weise mit den heutigen Flappy Birds und seinen Epigonen vergleichbar ist (man entschuldige auch daher bitte meinen scherzhaften Vergleich). Man erhält hier nämlich einen tollen Sidescroller (Typ: kleines Raumschiff fliegt von links nach rechts, weicht Kugeln aus und feuert selbst, was das Zeug hält) mit einem richtig tollen Power-Up-System, guter (und wichtig für den Gameboy: übersichtlicher) Grafik und einer eingängigen und treibenden Musik.

Ziemlich gut ausgerüstetes Schiff!
Neben R-Type ist Gradius, bzw. Nemesis einer DER klassischsten Vertreter dieses Genres. Und hat bestimmt (dafür bin ich jetzt nicht Shoot-Em-Up-Expterte genug) viele der gängigen Genre-Regeln mitgeprägt: schießt man eine ganze Formation von Gegnern ab, dann bekommt man etwas, das man einsammeln kann. Nach jedem Level kommt ein Endgegner und ja, das Spiel ist bockschwer! Gerade, was den letzten Punkt angeht, fühlt sich die Nemesis-Version auf dem Gameboy gut an. Immer hat man das Gefühl, dass man selbst schuld ist, wenn das kleine Schiff explodiert. Zumindest bis zu der Stelle, die ich erreicht habe, gab es eigentlich wenig Frust, obwohl man sofort merkt, es mit keinem Kinderspiel zu tun zu haben, sondern mit einem Spiel aus einer Zeit, in der Spiele einfach schwer waren. Bevor man das Spiel beginnt, kann man sich bis zu 99 Schiffe einstellen und wenn man nicht gerade SHMUP-Veteran ist, wird man darüber dankbar sein! 

Und so sieht der Titelscreen auf einem GBA SP (Typ 101) aus
Noch ein Wort zum Power-Up-System: für das Erledigen bestimmter Formationen oder Gegner bekommt man Energiezellen. Jede gesammelte Zelle füllt ein Element einer Leiste (gekennzeichnet durch einen Buchstaben). Durch einen Druck auf die Sekundärtaste löst man das jeweils markierte Power-Up ein und die Leiste ist wieder geleert. So kann man selbst entscheiden, ob man sofort auf ein wertvolles Power-Up (z.B. Schutzschild oder einen Satelliten) spart, oder ob man lieber schnell "billige" (höhere Geschwindigkeit, Bodenraketen) Power-Ups ausrüstet. Das bringt eine strategische Komponente in das Spiel, die nicht zu unterschätzen ist. 

Gameplay auf dem GBA SP
Wer wie ich wieder mal auf dem Gameboy-Trip ist und zum Einen essentielle, aber auch bezahlbare Spiele sucht, der ist mit Nemesis richtig gut bedient! Wenn man auf Anleitung und Verpackung verzichten kann, der braucht für dieses Spiel nicht mehr als 5 € zu bezahlen und erhält dafür ein richtig, richtig gutes Shoot-Em-Up! Kein Wunder, stammt das Spiel ja auch von Konami und zwar aus deren vielleicht bester Phase, als man eigentlich (fast) alles blind kaufen konnte, wo Konami draufsteht. Gut, strenggenommen steht hier NICHT Konami drauf, aber das ist ja jetzt kein Hindernis mehr für euch! Dicke Kaufempfehlung!

Oh, der erste Endgegner ohne Spoilerwarnung!