Montag, 22. Dezember 2014

Ode an eine Symphonie

Ich hatte nie eine Playstation 1 und obwohl ich mich sehr für Retrospiele interessiere, reizen mich die meisten Titel aus der Zeit dieser Konsole nicht die Bohne. Dies liegt vor allem daran, dass sie als erste „richtige“ 3D-Konsole gehandelt wurde und dass diese ersten 3D-Spiele sicherlich oft beachtlich und wichtig waren, aber allesamt extrem schlecht gealtert sind. So habe ich kein Interesse an den ersten Ridge Racers oder Destruction Derbys. Zu langsame Bildraten, zu flächige Polygone, zu krümelige Kanten. Nein danke. Mein Interesse gilt da eher den gezeichneten 2D-Titeln aus der 16Bit-Ära, die auch heutzutage noch verdammt gut aussehen. Nun gibt es aber auch (mindestens) ein absolut wunderbares 2D-Spiel mit wunderschöner gezeichneter Grafik auf Sonys damaligem 3D-Powerhouse. Und da es zudem auch noch Teil einer absoluten Lieblingsspielereihen ist, habe ich es, nur 17 Jahre zu spät, nachgeholt. Dafür war gar keine alte Playstation nötig, sondern nur 10 € und eine Xbox 360. Und schon war ich drin, in Draculas Schloss und im Spiel „Castlevania: Symphony of the Night“.


Die 360-Version verfügt über einen geschmackvollen Rahmen um das ursprüngliche 4:3-Bild
Ich kenne „Castlevania: Dawn of Sorrow“ vom Nintendo DS, insofern war ich der Formel, die sich heutzutage „Metroidvania“ schimpft nicht fremd. „Symphony of the Night“ (im Folgenden nur noch SOTN) ist aber der Grund für den „vania“-Teil in dem Begriff. Generell werden so Spiele umschrieben, in denen sich der Spieler in einem großen Labyrinth befindet, das er nach und nach freischaltet. So werden immer mehr Abschnitte und Gänge zugänglich, indem er sich bestimmte Schlüssel oder Fähigkeiten erspielt. Und SOTN ist die Blaupause dieses „Genres“ (wenn man es denn als eigenes Genre betrachten möchte). 

Gestartet in das Spiel bin ich also mit einem durchaus ausgewachsenem Interesse und dem Wissen einen Klassiker nachzuholen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Spiel beginnt außergewöhnlich, nämlich mit dem Ende des direkten PC-Engine-Vorgängers „Rondo of Blood“ (eine abgeänderte / abgespeckte Version erschien 1995 auf dem SNES unter dem Namen „Vampire’s Kiss“). Was man bei Filmen manchmal zu Beginn einer Fortsetzung serviert bekommt (sorry für das etwas nischige Beispiel, aber mir fällt da als erstes der Beginn von „Halloween 2“ ein), ist für Spiele ein ungewöhnlicher Einstieg, aber umso genialer. Man wird ins Geschehen geworfen mit einem vollends ausgestatteten Charakter, muß direkt einen Endkampf mit dem Oberbösewicht der Reihe mitmachen, um danach mit einem anderen Charakter wieder bei Null anzufangen. 

Und dann geht es los. Ein schier endloses Schloss, das es zu erkunden gilt, erwartet den Spieler. Angenehm gotisches Ambiente, wunderbar klischeehafte Gegner und ein begnadeter Soundtrack von Michiru Yamane ziehen mich sofort in den Bann. Ich spiele keinen Belmont, sondern Alucard, ich vermisse meine Peitsche aus den „klassischen“ Spielen, aber nicht lange. Nach und nach schalte ich Fähigkeiten, Waffen und neue Gänge im Schloss frei und ehe ich es mich versehe, ist aus dem Vorsatz einen Spieleklassiker nachholen zu wollen echte, ehrliche und glühende Faszination geworden, die ich nur selten bei einem Retrospiel empfinde. SOTN hält mich bei der Stange. Es ist wunderbar spielbar, hat einen perfekt ausbalancierten Schwierigkeitsgrad, bzw. durch die nicht lineare Spielweise merke ich an den Gegnern, wenn ich in ein Gebiet vorgedrungen bin, das ich besser erst später besuchen sollte. Dazu ist das Spiel relativ kryptisch, aber niemals unverständlich. Also meilenweit entfernt von „Simon’s Quest“, dem zweiten Teil auf dem NES, das ich damals auch hatte, aber nie wirklich weit gekommen bin (jetzt, zu Zeiten des Internets kann man auch gut sehen, dass es eigentlich unmöglich ist, dieses Spiel ohne Komplettlösung durchzuspielen). Nein, hier ist alles nachvollziehbar, aber man hat dennoch das Gefühl wirklich noch Geheimnisse aufzudecken. 

Es gibt viel zu entdecken, aber eben auch viel zu verpassen. Ich freue mich über jedes Item, über jeden neuen Gang im Schloss. Ich bin regelrecht angefixt. So ganz unvorbereitet bin ich nicht, ich weiß, dass man mit dem richtigen Item ausgerüstet beim „Bosskampf“ nicht das „vorzeitige Ende“ sieht, sondern das GESAMTE SCHLOSS nochmals durchkämpfen kann und zwar auf dem Kopf. So wird die Spielzeit mal eben nahezu verdoppelt. Und ich genieße jede Minute davon. 


Durchgespielt! 
Ich weiß, was ich hier schreibe ist für viele ein alter Hut, nicht umsonst ist SOTN ein solcher Klassiker. Was mich erstaunt hat, WIE SEHR es mich 17 Jahre nach Erscheinen noch gefesselt hat. Ich habe dieses Jahr schon ein paar Spiele gespielt, ein paar länger als andere, ein paar Spiele habe ich durchgespielt, wieder andere nicht. Aber SOTN war vielleicht das Spiel, an dem ich dieses Jahr am meisten Spaß hatte, abseits von jeder Retrobrille. Und das hat mich dann auch selbst erstaunt. Ich kenne nicht sooo viele Menschen, die das Spiel noch nie gespielt haben, aber falls da noch Jemanden gibt, dem spreche ich meine ausführliche Empfehlung aus (Robert, damit bist ausdrücklich auch du gemeint!). 

Zusammen mit meinem Wunsch, dass Konami mal wieder so ein Spiel in der Reihe raushaut. Ob das jetzt exklusiv für Nintendos Wii U passiert oder nicht, wäre dabei erst mal zweitrangig. Fest steht, dass das Franchise neue Impulse braucht, dass es nicht mit den „westlichen“ God of War-Abklatschen der „Lords of Shadow“-Reihe enden kann und sollte. Lords of Shadow werde ich mir der Neugier und Fairness halber auch demnächst mal genauer anschauen. Ein neues 2D-Castlevania würde mich aber 100 Mal mehr reizen.

Montag, 24. November 2014

Muckeliges SEGA-Wochenende (3): SEGA Mega Drive Ultimate Collection

Wer sich die in den letzten Blog-Einträgen vorgestellten Bücher „Service Games - The Rise and Fall of SEGA“ und „Hardcore Gaming 101 Presents SEGA Arcade Classics Volume 1“ durchgelesen hat, der wird vermutlich Lust bekommen, endlich etwas zu spielen. Lesen ist ja schön und gut, aber selbst ist der Mann. Die Frau selbstverständlich auch. Am besten greift man auf die eigene Konsolen- und Spielsammlung zurück, um diese Gelüste zu befriedigen. Nichts geht über das Spielen von tollen Retro-Spielen auf der angestammten Konsole. Leider hat nicht jeder ein Master System, eine Dreamcast oder ein Mega Drive zuhause herumstehen. Ist dies nicht der Fall, dann kann man entweder auf seinen PC, einen Emulator und im Zweifel illegale ROMS der alten Spiele zurückgreifen, oder aber man besorgt sich eine offizielle SEGA-Games-Collection.

Die UK-Version

Weil es mir genau so ging, ich aber überhaupt keine Lust habe, auf meinem PC und einem Emulator zu spielen, griff ich zur „SEGA Mega Drive Ultimate Collection“, die im Jahre 2009 für PS3 und Xbox 360 erschien. Ich habe mich für die Xbox-Version entschieden und war froh, so manches Spiel zu spielen, auf das ich beim Lesen der beiden Bücher so viel Lust bekommen hatte. Insgesamt tummeln sich 49 SEGA-Spiele auf der Disc und die Auswahl ist sehr gelungen. Der Schwerpunkt liegt dabei, wie der Name schon sagt, auf Mega Drive-Titeln. Davon gibt es 40, die sich aufteilen in absolute Klassiker, wie die ersten 3 Streets of Rage-Titel, Shinobi 3, Sonic the Hedgehog 1-3, Golden Axe 1-3, Ecco the Dolphin 1 und 2 oder auch Super Thunder Blade. Zudem gibt es als Bonus noch freispielbare Master System- und Arcade-Titel. Neben diesen Klassikern gibt es auch etwas obskurere bzw. unbekanntere (aber nichtsdestotrotz hervorragende) Spiele Vectorman 1 + 2, Comix Zone oder Dynamite Headdy. Natürlich rümpft der SEGA-Crack jetzt die Nase, weil er alles schon zuhause hat und auch die von mir als „unbekannter“ kategorisierten Titel mit verbundenen Augen durchspielen kann. Aber für diese Spieler ist die Collection auch nicht gemacht. Wer sich einen guten Überblick über die Software-Bibliothek des Mega Drive verschaffen will und mit den Highlights daraus Spaß haben möchte, der wird hier vorrangig bedient.


Verprügelt werden in Golden Axe

Doch Spiele sind nur die halbe Miete (na gut, sagen wie 3/4 Miete), denn der Rahmen, in dem sie präsentiert werden ist absolut liebevoll gemacht. Die Menüs sind schick, man bekommt im Booklet (jaaa, sowas gibt es noch) gar nicht mal so kurze Anleitungen zu den Spielen. Vor dem Start jedes Titels wird zudem auch noch die Steuerung auf dem Bildschirm angezeigt. Ein weiteres, nettes, wenn auch zu vollmundig angekündigtes Feature verspricht zuschaltbares HD. Dabei wird ein Filter auf die Spiele gelegt, die das ganze etwas verschwommener, dafür aber auch glatter aussehen lassen. Davon kann man halten, was man will, aber dadurch dass man es selbst zu- und abschalten kann, sollte sich auch kein Purist auf den Schlips getreten fühlen. Zu jedem Spiel gibt es zudem eine recht ausführliche Hintergrundbeschreibung, Trivia, sowie das Verpackungs- und Moduldesign. Alles in allem kann man also auf keinen Fall von einer lieblosen Zusammenstellung reden.


Die US-Hülle von Streets of Rage 2

Auch, dass man viel Hintergrundmaterial (sowie die 9 Extraspiele) freispielen kann, indem man gewisse Aufgaben (meist an Achievements geknüpft) erfüllt, ist ein nettes Feature, das tatsächlich noch einmal eine Extra-Motivation schafft, den einen oder anderen Titel ernsthaft anzugehen.


Der Backpfeifenexpress läuft: Streets of Rage 2

Auf die einzelnen Spiele gehe ich nicht ein. Nur so viel: vieles spielt sich auch heute noch wirklich gut. Eine Runde Streets of Rage 2 fetzt auch heute noch gehörig, wie ich gestern feststellen „musste“. Was klassische Brawler angeht, ist das eines der Vorzeigetitel und macht auch wirklich Spaß, vor allem wenn man mal eine spielerische Pause braucht von den allzu komplexen aktuellen Games. Denn es ist regelrecht erfrischend, Unmengen von Gegnern Backpfeifen und Kopfnüsse zu verpassen, ohne sich erst durch eine Stunde an Tutorials durchspielen zu müssen. Dass das Ganze eine Soundkulisse wie ein zünftiger Bud Spencer-Film hat, tut sein übriges.  Und das ist nur eines von knapp 50 Spielen, mit dem man sich hervorragend beschäftigen kann. Alles in allem ist diese Spielesammlung eine echte Empfehlung, vor allem sollte sie recht günstig zu bekommen sein (auf der PS3 gibt es das Ganze als „Essential“, für die Xbox 360-Version könnte man sein Glück mal bei ebay versuchen).


Nun habe ich mich in den letzten Wochen recht ausführlich mit SEGA beschäftigt und dass obwohl ich so stark von Nintendo geprägt wurde. Dennoch fühle ich mit dem einstigen Rivalen, denn was sie in letzter Zeit so veröffentlichen ist schon ziemlich bedenklich. Vor allem SEGAs einstige Vorzeigemarke Sonic degeneriert scheinbar regelrecht. Schon „Lost World“, auf das ich einige Hoffnungen gesetzt hatte und zwischenzeitlich sogar dachte, das Spiel könnte die Wii U nach vorne bringen, war mit einigen Makeln behaftet. Der neue Sonic-Teil (ebenfalls Nintendo-exklusiv) „Sonic Boom“ scheint eine Katastrophe sondergleichen zu sein. Diverse Video-Reviews zeigen, dass das Spiel unfertig, verbugt und uninspiriert ist und so dem großen Namen des Firmenmaskottchens nicht gerecht wird. Um so wehmütiger wird man, wenn man die Großtaten von früher spielt, als SEGA für Qualität stand und einen Blockbuster nach dem Anderen veröffentlicht hat. Ich gönne es ihnen, dass sie bald mal wieder einen richtigen Treffer landen. Gern auch Nintendo-exklusiv, denn prinzipiell mag ich den Gedanken, dass die ehemaligen Rivalen zusammen bessere Zeiten ansteuern. 

Samstag, 1. November 2014

Muckeliges SEGA-Wochenende (2): Hardcore Gaming 101 Presents SEGA Arcade Classics Volume 1

Nachdem man sich mit dem ziemlich umfangreichen Buch „Service Games - The Rise and Fall of SEGA“ in Stimmung gebracht hat und die Hintergrundgeschichte des Konzerns und der Hardware nachgelesen hat, hat man vielleicht, genau wie ich Lust auf die Spiele bekommen. Im Buch wurden immer mal wieder wichtige Spiele für die jeweilige Konsolengeneration erwähnt, viele basierend auf SEGAs anderem wichtigen Standbein damals: Automatenspiele.


Außen ist das Buch noch schön bunt...

Ist man des Lesens und Blätterns noch nicht müde, dann kann man sich ein weiteres Buch schnappen. Dieses beschäftigt sich mit den Automatengroßtaten von SEGA sowie deren Umsetzungen auf diversen Plattformen und heißt „SEGA Arcade Classics Volume 1“. Es ist wie das zuletzt vorgestellte Buch nur auf Englisch erhältlich. Herausgebracht wurde das gute Stück von Hardcore Gaming 101, einer Website (http://www.hardcoregaming101.net), die sich mit dem Thema Retrospiele beschäftigt. "SEGA Arcade Classics Volume 1" nimmt sich die bekanntesten Marken von SEGA zur Brust, dabei geht es um solche Klassiker wie „Outrun“, „Afterburner“, „Shinobi“ oder auch „Golden Axe“.


Der Wonderboy-Reihe wird sich ausführlich gewidmet

Jede dieser vorgestellten Marken wird ausführlich besprochen, dabei besonders interessant: sämtliche Fortsetzungen, Spin-Offs und vor allem Plattform-Umsetzungen werden aufgeführt. Zu den meisten dieser Spiele gibt es vergleichende Screenshots, die die Stärken und Schwächen der jeweiligen Umsetzungen auch optisch und auf einen Blick zeigen. Doch da kommt die größte Schwäche dieses Buches zu Tage. Genauer gesagt: meiner Version. Denn es gibt dieses Buch in 2 Varianten. Die teurere Auflage ist in Farbe und eindeutig überlegen, eben weil viele Screenshots enthalten sind. Ich, zu gleichen Teilen sparsam und unwissend, griff zur deutlich günstigeren s/w-Version. Dort wirkt alles deutlich trister und weniger aussagekräftig. Deshalb vorab: wer das hier liest und mit der Anschaffung dieses Buches liebäugelt, der sollte im Zweifel lieber die rund 20 € für die farbige Variante anlegen.


Einer der Screenshot-Vergleiche. Hier: Shinobi.

Inhaltlich ist "SEGA Arcade Classics Volume 1" eine wahre Freude. Hatte man das Glück, den einen oder anderen Automaten gespielt zu haben, der wird bei den liebevollen Beschreibungen in Nostalgie schwelgen können. Gleiches gilt dabei für die Umsetzungen für diverse Systeme. Enthalten sind dabei natürlich alle SEGA-Systeme, wie Master System, Mega Drive bzw. Genesis, Saturn, Dreamcast oder GameGear, aber auch Heimcomputer, Konkurrenten wie NES, SNES oder Gameboy. Und gerade da liegt die Stärke dieses Buches. Denn wer wusste schon, dass es eine futuristische „Outrun“-Version namens „Outrun 2019“ gab? Oder dass es in Japan einen BMX-Ableger von „Alex Kidd“ gab, der einen eigenen Controller hatte? Ich zumindest nicht.

Allen SEGA-interessierten kann ich dieses Buch uneingeschränkt ans Herz legen, denn man kann immer wieder darin herumblättern, sich in den Screenshots verlieren, oder auch die gut geschriebenen Texte dazu lesen. Das Buch ist ja nun mit „Volume 1“ untertitelt. Es ist zu hoffen, dass es also eine Fortsetzung findet, denn wenn sie so gut recherchiert und geschrieben ist, wie der erste Teil, dann ist sie willkommen in meinem Bücherregal!

So, jetzt hat man ein gutes Stück SEGA-Bildung hinter sich. Man hat viel gelesen zu der Geschichte des Konzerns, die Triumphe, die Misserfolge und man hat sich eingehend mit den tollen Spielen beschäftigt, jetzt müsste es doch in den Fingern jucken, selbst mal Hand anzulegen. Wer ein Master System oder ein Mega Drive sein eigen nennt, der kann sofort loslegen oder bis zum dritten Teil des SEGA-Muckel-Wochenendes warten. Bis dahin!

Sonntag, 26. Oktober 2014

Muckeliges SEGA-Wochenende (1): Service Games - The Rise and Fall of SEGA von Sam Pettus

Wer sich mal für ein langes Wochenende (oder auch mehrere) ausführlich mit SEGA beschäftigen will, der sollte weiterlesen und auch die nächsten Blogeinträge zu dem Thema goutieren. Für wen das alles kalter Kaffee ist, der kann sich wieder verächtlich an sein Master System setzen. Bei mir ist auf jeden Fall das SEGA-Fieber ausgebrochen und dafür verantwortlich ist unter anderem ein Buch…

Ein dicker Wälzer über SEGA

Bekanntlich (oder auch nicht) bin ich ein Nintendo-Kind. Aufgewachsen bin ich nämlich mit den Konsolen Nintendos, angefangen mit dem Nintendo Entertainment System, das ich zu Weihnachen bekam und dabei um die 10 Jahre alt war. Auch wenn es albern klingt und etwas oberflächlich, ist es immer noch eine meiner schönsten Weihnachtserinnerungen, denn ich hatte damit nicht gerechnet. Vorstellen kann man sich das Ganze wie das bekannte Internet-Video, in dem ein kleines Arschlochkind ein N64 bekommt und vor hysterischer Freude beinahe in Ohnmacht fällt. Bei mir war das Ganze aber etwas unaufgeregter und weniger Arschloch (sag ich jetzt mal so). Aber die Freude und Überraschung war mindestens genau so groß.

Und weil es damals einfach undenkbar war, auch noch eine Konkurrenzkonsole zu  haben, ist SEGA mit Master System, Mega Drive, Game Gear, Saturn und auch Dreamcast gänzlich an mir vorbeigegangen. Das war also weniger eine bewusste Entscheidung, als vielmehr Zufall. Doch beobachtet habe ich die Konsolenkonkurrenz immer mal wieder. Videospiele-Magazine wurden nämlich ganz und gar durchgelesen und da konnte ich schauen, was es außerhalb meines Tellerrandes noch so gibt. Vor kurzem entdeckte ich ein vielversprechendes Buch, mit dem ich auch noch die letzten Wissenslücken um die historische Entwicklung von SEGA schließen konnte: „Service Games - The Rise and Fall of SEGA“ von Sam Pettus. Die meisten Infos darin basieren auf einer Website, die sich der Geschichte von SEGA verschrieben hat. Finanziert wurde das Buchprojekt mit Hilfe von Kickstarter (was wird heutzutage eigentlich nicht mit Kickstarter finanziert?) und herausgekommen ist ein ausführliches, dickes und erschöpfendes Werk, das sich dem Aufstieg und Fall der Firma SEGA verschrieben hat.

Diese und andere kuriose Anzeigen gibt es auch zu sehen!

Dabei hangelt sich das Buch von Konsolengeneration zu Konsolengeneration und beschreibt dabei Hintergründe für so manche fragwürdige Entscheidung, setzt sie in den Kontext des jeweiligen Marktes und lässt dabei oft Mitwirkende von damals zu Wort kommen. Man merkt dem Buch zu jeder Zeit an, dass es von einem SEGA-Enthusiasten geschrieben wurde, denn so manches Mal packte mich beim Lesen die Lust bei ebay nach einem Mega Drive und den passenden Spielen zu stöbern. Zur Hochzeit von SEGA hätte wohl Niemand für möglich gehalten, welch bewegte (und oftmals negative) Geschichte noch auf die Marke zukommen sollte. Was eigentlich klar sein sollte (aber es zu lesen ist dennoch hochinteressant): schon zum Zeitpunkt, als SEGA hart am Thron von Nintendo sägte und ganz dick im Geschäft war, wurden Fehler gemacht, die sich später bitter rächen sollten. Und genau das beschreibt das Buch sehr gut. 

Was man dem Buch vielleicht zu Last legen kann, ist dass es eine sehr amerikanische Sicht auf die Dinge hat. Ein wichtiger Bestandteil, der zur Dokumentation der Entwicklung genutzt wird, ist das Innenverhältnis zwischen SEGA of America und SEGA of Japan. Wer das Buch liest, der kann schnell den Eindruck gewinnen, dass vor allem der asiatische Teil Fehler gemacht hat und für die Schieflage des Unternehmens verantwortlich ist. Ich kann jetzt gar nicht beurteilen, ob das so stimmt, aber ich denke unternehmerisch genug, um zu wissen, dass die japanischen Verantwortlichen sicherlich auch keine Blinden waren und Entscheidungen aufgrund gewisser ökonomischer Zwänge getroffen haben. In dem Buch wird dies aber weniger beleuchtet, so dass deren Strategien oft etwas willkürlich erscheinen. 

Außerdem springt das Buch immer ein wenig in der Zeit hin und her und widerspricht sich dabei das eine oder andere Mal. Der Autor macht dies bewusst für die gewünschte Dramaturgie und indem er Erkenntnisse des Vorkapitels wieder relativiert. Ich denke, dass das schon ok so ist und aufgrund der Kapitel-Aufteilung anhand der unterschiedlichen Konsolen unvermeidlich ist, aber dennoch muss man damit klarkommen.

Ohne jetzt zu sehr inhaltlich auf das Buch einzugehen, ist es dennoch eine sehr lesenswerte Lektüre, die spannend ist für Leute, die gern hinter die Kulissen schauen und sich auch noch an die Zeiten erinnern, in denen SEGA eine ganz große Nummer war. Schließlich waren SEGA und Nintendo mal so dick im Konsolengeschäft, wie es jetzt Sony und Microsoft sind. Wer sich an den Brocken herantraut, den erwarten über 400 spannende Seiten, die mir jetzt keinerlei grundlegenden neuen Erkenntnisse gebracht haben, aber mich dennoch in ihren Bann gezogen haben. Und ich habe Lust auf SEGA bekommen und mir beim Lesen gedacht, dass es doch schade ist, dass die Dreamcast die letzte SEGA-Konsole war. Und das ist doch schon was. Schließlich bin ich ein Nintendo-Kind (und werde es immer bleiben). Also: Buch kaufen (gibt es auch als günstigere Kindle-Version), schon mal reinlesen und beim nächsten Mal gibt es wieder was zum Thema SEGA.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Retrogedöns: Castlevania The Adventure (Gameboy)

Ich liebe Castlevania! Ich hatte damals den ersten Teil auf meinem NES und der unbarmherzige Schwierigkeitsgrad war mir nie so richtig bewusst, weil das Gruselsetting und das Gameplay so interessant waren. Im Nachhinein wurde mir zudem auch erst klar, was für eine liebevolle Hommage an die klassischen („Universal“-) Horrorfilme das doch war mit Endgegnern wie Frankensteins Monster oder Dracula höchstpersönlich. Damals war meine Filmleidenschaft auch für steinalte (oder sagen wir "klassische") Filme noch nicht so ausgeprägt wie jetzt. Aber egal, denn auch so reichte es für eine tiefe Faszination zu diesem Spiel.

Kann Spuren von Fledermäusen enthalten!

Den zweiten Teil „Simon’s Quest“ hatte ich auch, aber so richtig warm wurde ich damit nicht. Er wies zu viele Abweichungen von dem klassischen Gameplay des Vorgängers auf und außerdem war das Ganze verflucht kryptisch. Schön auf den Punkt gebracht wird dies in dem Video vom Angry Video Game Nerd. Und dann hat mich die Serie irgendwie verlassen. Ich weiß gar nicht mal wieso, ich weiß nur dass ich mich damals natürlich noch nicht so gezielt über Spiele informiert habe wie heute. So sind mir Castlevania 3 und auch Super Castlevania IV für das Super Nintendo durch die Lappen gegangen. Gerade um das letztgenannte Spiel tut es mir leid, denn es ist ganz großartig und wohl der absolute Höhepunkt von den klassischen, linearen Teilen der Serie. Ebenfalls verpasst habe ich Castlevania The Adventure, den ersten Teil des Franchises für den Gameboy.


Sieht doch eigentlich ganz gut aus. Bewegt sich ja auch nicht!

Um es vorweg zu nehmen: gut, dass ich das damals nicht gespielt habe. Denn das Spiel ist schlecht. Wie bitte? Das gibt es? Ein schlechtes Konami-Spiel aus der Hochzeit der Konami-Spiele? Und dann noch ein schlechtes Castlevania? Immerhin eine der wichtigsten und renommiertesten Marken von Konami? Ja, das gibt es. Obwohl mir bewusst war, dass dieser Teil das schwarze Schaf der Reihe war (also bevor die N64-Teile herauskamen), war meine Neugier dann doch größer. Jetzt kann man das Spiel für um die 4€ kaufen. Damals hätte es ein deutlich empfindlicheres Loch in meinen Geldbeutel (oder fairerweise: den meiner Eltern) gerissen. Aber für die 4€ musste ich dann doch mal reinschnuppern. Immerhin spielt mein Telefon „Vampire Killer“, wenn ich angerufen werde, ich bin wie eingangs beschrieben ein Fan der Marke (vor allem von den klassischen Teilen).


Der erste Endgegner

Was ist denn nun so schlecht an dem Spiel? Auf Standbildern sieht das Ganze doch eigentlich ganz gut aus. Nette Grafik für einen Gameboy-Titel, klassisches Gameplay, das an den ersten NES-Teil gemahnt. Doch wenn man das Spiel dann mal in Bewegung sieht, wird klar, was der größte Haken ist: es steuert sich unfassbar zäh. Christopher Belmont (ein Vorfahre von Simon Belmont aus dem NES-Original) bewegt sich so agil wie eine Schildkröte auf der Autobahn. Dazu kommt ein unnachgiebiger Schwierigkeitsgrad und ein Level-Design, das auf Millimeter genau abgestimmte Sprünge ausgelegt ist. Spaß geht anders. So zuckelt man so vor sich hin und hat gar keinen Spaß an den klassichen Castlevania-Zutaten: gruseliges Setting, klassische Gegner wie Fledermäuse, Augäpfel oder Ritter und die erweiterbare Peitsche. Dass die Sekundärwaffen nicht implementiert wurden ist geschenkt. Einzig und allein die zähe Steuerung macht das Spiel zunichte.

Der 2. Level. Meine Fotohand war schon ganz zittrig!

Da kann die Musik noch so gut sein, die Atmosphäre noch so stimmig und die grafischen Assets noch so ansehnlich. Wie konnte das passieren? Vermutlich liegt es daran, dass es sehr früh im Lebenszyklus des Gameboys erschien (1989) und die Hardware noch nicht richtig ausreizen konnte. Die Fortsetzung von 1991 spielt sich auf jeden Fall deutlich flüssiger und ist leider auch deutlich schwieriger zu finden und dementsprechend teurer. Unterm Strich ist dieses Spiel nur etwas für Masochisten oder Komplettisten. Was davon ich bin? Irgendwie keines von beiden, denn mir war bewusst, auf was ich mich da einlasse und der „Spaß“ war mir die 4€ wert. Wen das nicht abschreckt: man muss nicht lange bei ebay suchen, um das Modul für einen ähnlichen Kurs zu finden. Den Unerschrockenen wünsche ich eine hohe Frusttoleranz!

Montag, 29. September 2014

Retrogedöns: Burgertime Deluxe (Gameboy)

Wer von der „Goldenen Ära der Arcade-Spiele“ spricht, der meint damit gemeinhin den Zeitraum beginnend Ende der 70’er Jahre (z.B. Space Invaders) bis in die Mitte der 80’er Jahre. Mein Kontakt mit Videospielen beginnt also quasi direkt nach dieser Ära und zwar mit dem Nintendo Entertainment System. Damals hatte ich auch einige Spiele, die (Heim-) Ports von Arcade-Automaten waren. Die erste Welle von erhältlichen NES-Spielen enthielt eben unter anderem direkte Automaten-Umsetzungen wie Donkey Kong, Donkey Kong Jr. oder auch Popeye. Diese 3 Spiele hatte ich damals auch zuhause (so genannte „Black Box“-Spiele, wegen dem einheitlichen Verpackungsdesign der ersten NES-Spiele) und so kam ich über Umwege und etwas später in Berührung mit den Automatenspielen aus dieser Zeit, ein besonders großer Experte bin ich dadurch aber nicht.

Burger Time von Data East, die es schon seit 2003 nicht mehr gibt
Es ist also kein Wunder, dass ich mit dem Spiel „Burgertime“ nichts anfangen konnte, es mir aber vor kurzem als Futter für meine Gameboys besorgt habe. Erschienen ist diese Version als Burger Time Deluxe 1991 und enthält wohl mehr Levels als die ursprüngliche Version, die zuvor bereits für eine breite Masse an Konsolen und Heimcomputer portiert wurde.

Das Hauptmenü (GBA SP AGS 101)
Der Reiz vieler dieser Spiele liegt an der Einfachheit des Spielprinzips. Mit (vergleichsweise) wenigen Mitteln wurde ein Maximum an Spielspaß erzeugt. Wo heutige Spiele mit großem Aufwand eine hohe Komplexität erreichen, mussten Spiele wie Burgertime mit deutlich weniger Mitteln Spaß erzeugen. Und genau das macht deren Reiz aus. Gute Arcade-Spiele aus dieser Zeit kann man problemlos heute noch spielen. Eigentlich hätte ich schreiben müssen „immer mal wieder spielen“, denn genau das ist die Qualität von Donkey Kong, Burgertime und co. Denn sie eignen sich am besten dazu, immer mal wieder einen Versuch zu starten. Ein GTA V, in das man theoretisch 24 Stunden am Stück abtauchen könnte sind sie natürlich nicht.

Level-Intro (leicht verschwommen)
Burger Time (zumindest die Deluxe-Version für den Gameboy) ist ein mehr als gelungener Vertreter dieser Kategorie, denn es ist enorm spielbar, die Regeln und die Steuerung sind sehr zugänglich und es macht in kurzen Etappen süchtig. Man spielt immer wieder eine Runde, um seinen Score zu verbessern oder weiter zu kommen als zuvor. Einen Großteil des Charmes von Automatenspielen dieser Dekade machen auch die wunderbar abstrakten und witzigen Szenarien aus, in die sich der Spieler begibt. Hier steuert man den Koch Peter Pepper, der Burger fertigstellen muss. Dies macht er, indem er in einem Leiterlabyrinth über verschiedene Zutaten läuft. Dabei gibt es die Frikadelle, Käsescheiben oder auch die beiden Brötchenhälften. Ist man einmal ganz über eine dieser Zutaten gelaufen, befördert man sie eine Etage weiter nach unten. Damit es nicht zu einfach wird, sind auch Gegner unterwegs, die dem kleinen Koch nach dem (oder vielmehr: einem) Leben trachten. So gibt es wandelnde Würstchen oder Eier, die versuchen, den Koch zu erwischen oder im besten Falle einzukesseln. 


Kleiner Koch verfolgt von 2 Würstchen
Geschickte Spieler erschlagen diese Gegner mit einer Burgerzutat und bekommen dafür auch noch Extrapunkte. In ausweglosen Situationen kann der kleine Koch auch eine Prise Pfeffer benutzen, um Gegner kurzfristig zu betäuben. Damit sollte man aber sehr umsichtig umgehen, denn auch wenn man mehr Pfeffer-Rationen sammeln kann, sind sie doch sehr selten. Es gibt noch ein paar weitere Power-Ups, die man sammeln kann, um alle Gegner in Würstchen zu verwandeln (der schwächste Gegner) oder um selbst kurzzeitig unverwundbar zu werden. Mehr braucht es nicht für ein perfektes Arcade-Erlebnis auf den Gameboy zu zaubern. 

Und so sieht das ganze auf dem Gameboy Pocket aus
Natürlich ist das hier kein Zelda oder Super Mario. Eine solche Spieltiefe erreicht Burger Time Deluxe nie. Dafür hat es eben andere Qualitäten. Man kann sich ohne große Vorbereitung in 1-2 Runden kurzweiligen und harmlosen Spaß stürzen und dann was anderes machen. Diesen durchweg positiven Eindruck verstärkt das Spiel durch eine wirklich nette und sympathische Grafik und einen überaus ohrwurmigen Soundtrack. Die Musik hat die Qualität des Bubble Bobble-Themes. Wer das kennt, der wird sicher wissen, was ich meine. Wer ein paar Runden spielt und den Gameboy dann ausmacht, hat trotzdem noch diese sehr gelungene, aber eben auch unglaublich eingängige Melodie im Kopf. Wenn man allerdings zu gut ist, und weit genug kommt, ändert sich die Musik. Das zweite Stück kann es überhaupt nicht mit dem ersten aufnehmen, so dass man zwar kurz erleichtert ist, etwas anderes zu hören, sich dann aber doch wieder die erste Melodie herbeiwünscht.


Mit etwas Glück kann man dieses Spiel (ohne OVP und Anleitung) für um die 5€ bekommen. Ich habe es aber auch schon für deutlich über 20€ gesehen (in einem Retrovideospiel-Shop). Das würde ich dafür eher nicht ausgeben, eine kurze ebay-Recherche zeigt aber, dass man es dort tatsächlich für kleines Geld bekommen kann und das ist es definitiv wert! Man kauft ja nicht nur ein nettes (und zumindest nicht ganz so gängiges) Spiel, sondern auch einen Ohrwurm gleich mit. Also: ran an den Speck… äh, den Burger!

Freitag, 5. September 2014

Retrogedöns: Super RC-Pro Am (Gameboy)

Es gibt ein Genre, eigentlich ein Subgenre, von Videospielen dem ich sehr zugetan bin: Top Down-Racer. In Zeiten von immer stärker werdender Hardware ist diese Art von Rennspiel ein wenig in Vergessenheit geraten. In meinem Herzen hat es allerdings immer einen besonderen Platz. Das Spiel, das mich so geprägt hat, war RC Pro-Am auf meinem NES. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich damals darauf gekommen bin (ich nehme mal an, dass es eine Empfehlung in einem Videospielmagazin war), aber ich war hin und weg von diesem Spiel. Auch damals war die Grafik nicht sonderlich spektakulär, aber schon die Art der Steuerung, die perfekt das Fahren mit ferngesteuerten Autos emulierte war so perfekt, die Umsetzung so motivierend, dass ich fortan sehr auf diese Spiele stand. Entwickelt wurde mein Einstieg in die Welt der kleinen Autos von Rare. Das hat mir damals natürlich noch nichts gesagt, aber bevor sie ihre Seele an Microsoft verkauft haben, um dort Kinect-Titel (ich weiß, ich weiß, sie haben auch Kameo entwickelt) zu produzieren waren sie auch für legendäre Spiele auf Nintendo-Plattformen zuständig: Donkey Kong Country, GoldenEye, Conker's Bad Fur Day und eben auch RC Pro-Am. 

Ganz leicht angegilbt: so muss es sein!
Ich weiß noch, dass ich damals unbedingt den Nachfolger "Cobra Triangle" haben wollte, doch auch damals war das wohl relativ rar, denn bekommen habe ich es nie. Stattdessen spielte ich danach Sachen wie Micro Machines (kam für mich nie an RC Pro-Am heran) oder später Rock 'n Roll Racing (auch ganz großartig und ebenfalls ein Frühwerk eines legendären Studios: Blizzard). In meiner kurzen, aber heftigen Gameboy-Zeit war mir gar nicht bewusst, dass es auch ein RC-Pro Am für Nintendos Handheld gab. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich erst vor kurzem davon erfahren. Und als ich mir wieder einen (ok, mehrere) Gameboys besorgt hatte, wusste ich, dass ich meine alte Liebe reanimieren muss!

Der Entwickler auf dem Spoiler, so muss das! (GBA SP AGS 101)
Und es hat sich nichts geändert. Oder zumindest nicht viel: die Steuerung ist immer noch perfekt, die Reifen quietschen immer noch ohrenbetäubend und man schießt immer noch mit kleinen Raketen oder legt kleine Minen, um sich gegen die anderen Autos zu wehren. Ein wirklich gutes Gefühl! Obwohl (oder vielleicht auch genau deswegen) das Spielprinzip sehr einfach ist, macht die kleine Version von RC Pro-Am genau so viel Spaß, wie die große. Neben den sammelbaren Minen und Raketen gibt es Beschleunigungspfeile, Wasser- und Ölpfützen, Tuningteile sowie Buchstaben (die das Wort "Nintendo" formen). Der Rest ist pures Rennen und die Jagd auf die perfekte Kurventechnik.  

Licht und Schatten. Das gilt für meine Fotokünste, nicht für das Spiel!
Super RC Pro-Am gehört zu den Spielen, die man für relativ wenig Geld bekommen kann (wenn man auf Anleitung und Verpackung verzichten kann) und wer, wie ich, etwas mit Top Down-Rennspielen anfangen kann, der sollte die 5-6 € investieren. Ich habe zwar befürchtet, dass man nicht alle Items oder Hindernisse auf dem limitierten Gameboy-Display erkennen kann, doch diese Sorge war unbegründet, denn das ist gar kein Problem. So ist das Spiel perfekt dafür, um "kurz mal ein paar Rennen zu fahren" und man ertappt sich dabei, dass man schnell eine Stunde verbissen mit etlichen Rennen verbracht hat. Also eine klare Empfehlung und ein weiteres tolles Spiel, das man sich für kleines Geld von ebay oder dem Flohmarkt besorgen sollte!

(Nach und nach möbelt man den kleinen Flitzer auf)


Donnerstag, 21. August 2014

Street Fighter - Der Film zum Spiel - Das Drama zum Film

Vor wenigen Tagen entdeckte ich diesen wunderbaren Artikel auf Polygon.com, der sich mit den chaotischen Dreharbeiten zur Verfilmung von "Street Fighter" mit Jean-Claude Van Damme beschäftigt. Ich habe den Film damals gesehen, als er auf Video herauskam und war ziemlich enttäuscht. Obwohl ich ein Herz für Van Damme hatte UND Street Fighter 2 auf meinem Super Nintendo jahrelang relativ intensiv gespielt hatte. Also gehörte ich so ziemlich zur Zielgruppe, fand den Film aber furchtbar "cheesy" und zwar lange bevor ich Begriffe wie "cheesy" benutzen würde.

Irgendjemand musste ihn ja kaufen
Zu überzeichnet, zu konfus, zu albern und unterm Strich zu wenig "Street Fighter", obwohl der Film hartnäckig versucht, die gesamte Kämpferschar unterzubringen. Das fiel mir damals schon auf. Wie es überhaupt dazu kam, dass viel zu viele Charaktere aus dem Spiel nur halbherzig dargestellt wurden, wird in dem Text übrigens ausführlich thematisiert. 

Nun las ich eben diesen Artikel, dem ich jedem nochmals ans Herz legen möchte, der sich für das Medium Film interessiert und mal hinter die Kulissen eines missglückten Hollywood-Projektes blicken möchte und war fasziniert. Van Damme hatte demnach ein Drogenproblem und eine Affäre mit seiner Kollegin Kylie Minogue. Zunächst war vereinbart, nicht mehr als sieben Kämpfer des Spieles darzustellen, aber Capcom wollte während der Dreharbeiten immer mehr unterbringen. Raul Julia war von seiner Krebserkrankung so gezeichnet, dass der gesamte Drehplan während der Dreharbeiten umgestellt werden musste. 

Ohne Worte...
Trotz allem (oder vielmehr deswegen) habe ich wieder Lust bekommen, diesen Film zu schauen und so besorgte ich mir die Blu-Ray. Und nach geschätzten 18 Jahren schaute ich wieder mal "Street Fighter - Die entscheidende Schlacht". Doch dieses Mal mit etwas anderen Augen, denn für die Umstände ist es bemerkenswert, dass Regisseur Steven E. De Souza, diesen Film überhaupt so zustande bekommen hat. Für De Souza, eigentlich Drehbuchautor von Beruf (er hatte immerhin die Scripts für Nur 48 Stunden, Running Man, Phantom Kommando und Stirb Langsam 1 und 2 geschrieben), war dieser Film die große Chance auf eine Regiekarriere in Hollywood. Wenn man die Umstände bedenkt, mit denen er bei seinem Debüt zu kämpfen hatte, kann er einem schon Leid tun. 

Leid tun kann einem übrigens auch der tolle Schauspieler Raul Julia, der wirklich alles gegeben hat und in diesem oft unfreiwillig komischen Machwerk wirklich gute Szenen hat. Leider war dies sein letzter Film und schon damals habe ich ihm einen anderen, würdigeren  letzten Film gewünscht.

Was mich übrigens auch überzeugt hat, die Blu-Ray zu kaufen, war die Tatsache, dass ein Audiokommentar von De Souza enthalten ist. Mehr pikante Hintergründe zu diesem Pannendreh? Leider nicht, denn aufgenommen wurde er kurz nach Fertigstellung des Filmes. Da klang vieles noch anders. De Souza schien damals ein besserer Mensch zu sein, denn von Van Dammes Eskapaden erzählt er dort nichts. Nein, im Gegenteil: er lobt seine schauspielerische Leistung an den wunderlichsten Stellen. Aber gut, da wusste De Souza auch noch nicht, dass "Street Fighter" der letzte große Film sein sollte, bei dem er Regie führen sollte. Danach drehte er nur noch einige TV-Filme und Serien. Auch seine Schreiberkarriere erhielt nach "Street Fighter" einen empfindlichen Knick, denn Flops wie Judge Dredd (mit Stallone) und Knock Off (das war dann wohl der Grund, warum er Van Damme kurz nach dem Dreh nicht in die Pfanne gehauen hat) folgten.

Sollte jetzt jeder die Blu-Ray kaufen und den Film noch mal schauen? Eher nicht, denn besser ist er nach all den Jahren nicht geworden. Den verlinkten Artikel sollte man hingegen schon lesen. Und wer so tickt wie ich, wird sich den Film vielleicht doch noch mal "gönnen". Oder vielleicht das Super Nintendo mal wieder entstauben, was im Zweifel die bessere Wahl ist.

Samstag, 16. August 2014

Retro-Gedöns: Nemesis (Gameboy)

Sieht aus wie Gradius (nur eben in Schwarzweiß), spielt sich wie Gradius und fühlt sich an wie der Arcade-Klassiker von Konami. Das Spiel heißt aber Nemesis und kommt von Ultra. Ist das etwa ein früher Plagiatsfall, so wie heutzutage Flappy Bird (selbst zusammengeklaut) von hunderten von anderen Entwicklern kopiert wurde?

Ist für um die 5 € zu bekommen und sein Geld absolut wert!
Nein, die Auflösung ist viel interessanter: Nemesis IST Gradius und Ultra IST Konami. Als der Gameboy (der erste Gameboy!) der heißeste Scheiß überhaupt war, war Nintendo sehr darauf bedacht, dass nicht zu viele (im Zweifel schlechte) Spiele für das Handheld herauskamen. Die findigen Entwickler von Konami gründeten kurzerhand das Label "Ultra" und nannten "Gradius" in "Nemesis" um. Rein spielerisch handelt es sich bei dem Spiel um eine Mixtur aus Gradius 1 und 2, sowie neuer Features.

Der Titelscreen auf dem Gameboy Pocket (leicht angeranzt)
Das erklärt dann auch die hohe Qualität von Nemesis, die in keinster Weise mit den heutigen Flappy Birds und seinen Epigonen vergleichbar ist (man entschuldige auch daher bitte meinen scherzhaften Vergleich). Man erhält hier nämlich einen tollen Sidescroller (Typ: kleines Raumschiff fliegt von links nach rechts, weicht Kugeln aus und feuert selbst, was das Zeug hält) mit einem richtig tollen Power-Up-System, guter (und wichtig für den Gameboy: übersichtlicher) Grafik und einer eingängigen und treibenden Musik.

Ziemlich gut ausgerüstetes Schiff!
Neben R-Type ist Gradius, bzw. Nemesis einer DER klassischsten Vertreter dieses Genres. Und hat bestimmt (dafür bin ich jetzt nicht Shoot-Em-Up-Expterte genug) viele der gängigen Genre-Regeln mitgeprägt: schießt man eine ganze Formation von Gegnern ab, dann bekommt man etwas, das man einsammeln kann. Nach jedem Level kommt ein Endgegner und ja, das Spiel ist bockschwer! Gerade, was den letzten Punkt angeht, fühlt sich die Nemesis-Version auf dem Gameboy gut an. Immer hat man das Gefühl, dass man selbst schuld ist, wenn das kleine Schiff explodiert. Zumindest bis zu der Stelle, die ich erreicht habe, gab es eigentlich wenig Frust, obwohl man sofort merkt, es mit keinem Kinderspiel zu tun zu haben, sondern mit einem Spiel aus einer Zeit, in der Spiele einfach schwer waren. Bevor man das Spiel beginnt, kann man sich bis zu 99 Schiffe einstellen und wenn man nicht gerade SHMUP-Veteran ist, wird man darüber dankbar sein! 

Und so sieht der Titelscreen auf einem GBA SP (Typ 101) aus
Noch ein Wort zum Power-Up-System: für das Erledigen bestimmter Formationen oder Gegner bekommt man Energiezellen. Jede gesammelte Zelle füllt ein Element einer Leiste (gekennzeichnet durch einen Buchstaben). Durch einen Druck auf die Sekundärtaste löst man das jeweils markierte Power-Up ein und die Leiste ist wieder geleert. So kann man selbst entscheiden, ob man sofort auf ein wertvolles Power-Up (z.B. Schutzschild oder einen Satelliten) spart, oder ob man lieber schnell "billige" (höhere Geschwindigkeit, Bodenraketen) Power-Ups ausrüstet. Das bringt eine strategische Komponente in das Spiel, die nicht zu unterschätzen ist. 

Gameplay auf dem GBA SP
Wer wie ich wieder mal auf dem Gameboy-Trip ist und zum Einen essentielle, aber auch bezahlbare Spiele sucht, der ist mit Nemesis richtig gut bedient! Wenn man auf Anleitung und Verpackung verzichten kann, der braucht für dieses Spiel nicht mehr als 5 € zu bezahlen und erhält dafür ein richtig, richtig gutes Shoot-Em-Up! Kein Wunder, stammt das Spiel ja auch von Konami und zwar aus deren vielleicht bester Phase, als man eigentlich (fast) alles blind kaufen konnte, wo Konami draufsteht. Gut, strenggenommen steht hier NICHT Konami drauf, aber das ist ja jetzt kein Hindernis mehr für euch! Dicke Kaufempfehlung!

Oh, der erste Endgegner ohne Spoilerwarnung!

Freitag, 25. Juli 2014

Retro-Gedöns: Double Dragon 3 (Gameboy)

Früher hatte ich einen Gameboy. So einen grauen, der mit Tetris verkauft wurde. Warum auch immer, aber ich kann mich nur noch an einen Bruchteil der Spiele erinnern, die ich auf dem kleinen Ding gespielt habe. Trotzdem hatte ich das steigende Bedürfnis, mir mal wieder einen zu kaufen, denn meinen eigenen musste ich damals verkaufen (für mein Super Nintendo? Ich weiß es wirklich nicht mehr). Und auch wenn es kein grauer wurde (sondern ein schwarzes Modell), habe ich auch vergessen, wie schlecht das Display des Ur-Modells doch war. Na ja, ich denke, da wird demnächst noch ein Gameboy Pocket fällig sein, der zwar auch Retro-Feeling verbreitet (mehr als ein Advance), aber ein deutlich verbessertes Display mitbringt.

Nur echt mit Flohmarkt-Schmodd... äh -Patina auf dem Modul!
Und was spiele ich mit dem "neuen" Spielzeug? Heute widme ich mich einem Spiel, das ich vor kurzem in einem Anflug von Game Chasers - Fieber auf einem Flohmarkt für ganze 3€ erstanden hatte: Double Dragon 3 - The Arcade Game. Ein erhofftes Super-Schnäppchen war das übrigens nicht, denn auf ebay bekommt man das Spiel regelmäßig zum gleichen Kurs. Schade auch, aber schon der Versuch, einen "Flohmarkt-Schatz" zu heben, hat Spaß gemacht.

Selbst die große "3" ist auf dem Display schlecht zu erkennen
Double Dragon hat zweifellos noch einen guten Namen, hat die Reihe doch einige klassische 2D-Brawler hervorgebracht. Wer nicht genau weiß, was das ist: man geht mit einem Charakter von links nach rechts und vermöbelt mit relativ limitierten Moves eine Unmenge von Gegnern. Paradebeispiele für diese Spielgattung sind Titel wie "Final Fight", "Streets of Rage" und eben "Double Dragon". Ein moderner (und natürlich viel aufwendigerer) Vertreter ist das "Scott Pilgrim"-Spiel.

Das Intro sieht noch ganz gut aus...
Und wie ist diese Version für den Gameboy nun? Schlecht. Schwer ist retro, aber das Spiel hat viel zu viel Spaß den Spieler zu verkloppen. Das kleine pixelige Spieler-Sprite wird von Anfang an von zahlenmäßig überlegenen Baddies angegangen. Mit dem "normalen" Repertoire hat man da kaum eine Chance. So verlegt man sich schnell auf den immer gleichen Sprungkick und hofft auf das Beste. So habe ich es schon in den zweiten Level (und da zum Endgegner, glaube ich zumindest) geschafft, aber Spaß macht das nicht. Dazu kommt auch noch, dass die Grafik auf dem Display des Ur-Gameboys überaus matschig daherkommt und man schnell Probleme hat, die eigene Figur von den Gegnern und vom Hintergrund zu unterscheiden. Die Musik ist nett, weil treibend, aber auch sehr repetitiv.

Irgendwo in diesem Pixelhaufen links, befindet sich meine Spielfigur und bekommt übelst aufs Maul!
Was bleibt also? Ein beinhartes und bockschweres, unattraktives Spiel mit einem großen Namen, das mich nicht reich macht, keinen Spaß macht und die Augen anstrengt. Dass retro schwierig bedeuten kann, aber auch gut, das beweist mein zweiter Flohmarktkauf. Auch ein großer Name und ein Teil einer langen Reihe an Spielen, aber ein ganzes Stück besser als Double Dragon 3 - The Arcade Game. 

Bevor ich das in meine neu erstandene schwarze Hardware stecke, brauch ich aber erst mal etwas Ruhe und Augentropfen. Ich wusste wirklich nicht mehr, wie anstrengend Gameboy-Spielen sein kann. Aber als ich meinen damals hatte, war ich natürlich noch jünger und meine Augen nicht durch Retina-Displays verweichlicht. Früher war alles besser?

Freitag, 20. Juni 2014

Wie Tiny Striker den kwAPP-Blog entstaubte

Der kwAPPcast liegt seit einiger Zeit auf Eis. Es ist einfach keine Zeit da, weder auf meiner, noch auf Michas Seite. Und weil ich gerade ein kleines, nettes Spiel entdeckt habe, das es seinerzeit bestimmt in den Cast geschafft hätte, hab ich mich mal wieder an den alten (und eigentlich mausetoten) kwAPP-Blog gesetzt, der ja eigentlich eine viel kürzere Zeit überbrücken sollte. Alles, was folgt ist also auch dort zu finden.

Es gab eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, da wollten gefühlt 80% aller App-Entwickler von dem Hype um das Spiel "Flappy Bird" profitieren. Mit einem Mindestmaß an Aufwand wurden ganz einfache Spiele zusammengeklöppelt, die von dem unerwarteten Erfolg dieses Endless-Runners profitieren sollten. Ein paar haben wohl einige dreckige Dollars gemacht, die meisten nicht. Dabei wurde nicht nur ein Spiel kopiert, sondern die anderen des "Flappy Bird"-Entwicklers gleich mit. Eines davon ist ein ganz einfaches "Ball jonglieren", das sogar noch schlechter funktionierte, als "Flappy Bird". 

Mit dem Hauptmenü endet auch die entfernte Verwandtschaft zu "Super Ball Juggling"

Auch in meinem Hirn spukte kurz die Idee herum, was schnelles rauszuhauen. Auch bei uns wäre es ein Fußballspiel geworden, schließlich war zu diesem Zeitpunkt die WM noch in nicht allzu weiter ferne. Es blieb bei einer kleinen Idee, einem kurzzeitigen Aufflackern von Dollar-Zeichen in unseren Augen, denn wir sind und waren voll ausgelastet unser erstes "richtiges" Spiel zu entwickeln und außerdem merkte ich schon bei den hypothetischen Diskussionen beim Mittagessen, dass wir viel zu hohe Ansprüche an dieses Produkt gehabt hätten. Für ein riskantes, kleines Projekt für etwas Cash war das zu viel. Vor wenigen Tagen kam ein kleines Spiel heraus, das zumindest aussieht, als wäre es auch in der "Flappy Bird"-Hochzeit ersonnen worden. Es ist ebenfalls highscorebasiert, bedarf keiner weiteren Erklärung und es hat ein Hauptmenü, dem man mit etwas gutem Willen noch die Verwandtschaft der Vorbilder ansehen kann.

Das sieht noch recht einfach aus...
Es gibt nur einen Unterschied: es ist gut. Das könnte der Grund sein, dass es erst vor wenigen Tagen herauskam, eigentlich schon zu spät, um vom Hype um die Fußball-WM profitieren zu können. Vermutlich wäre uns ähnliches widerfahren mit unserem Spiel, das auch kein "klassisches Balljonglieren" geworden wäre. "Tiny Striker" ist der kleine Bruder von "Flick Kick Football". Man schießt unter Zeitdruck einen Freistoß nach dem anderen. Gegenspieler und Torhüter stehen immer anders und mit dem Finger kann man der Kugel eine krasse Flugbahn auf den Weg geben. Und das wars. Wie viele Tore schafft man, bevor man bei einem Zeitlimit scheitert? Das Spielprinzip ist so einfach wie genial und spielt sich gut, im Gegensatz zu den erwähnten Ball-Hochhalte-Spielchen. Tatsächlich eignet sich der Titel sehr gut, um in der Halbzeitpause auch wirklich eine Pause zu machen von den Scholls, Müller-Hohensteins und Dellings dieser Welt (-meisterschaft). Die Pixelgrafik hier sieht charmant und gekonnt aus und ist weit entfernt von den Abgründen der Programmer Art, die den AppStore-Archäologen aus dieser Zeit entgegenschwappte.

Das schon deutlich schwieriger...
Kaufen muß man auch nix. Ein kleiner Kritikpunkt: man kann sich eine 2. Chance kaufen (und damit auch die Werbung entfernen), doch in dem Moment sieht man den Preis gar nicht. Das kann übel aufstoßen, doch der Rest der Spiels ist so fair und einfach konzipiert, dass ich keine böse Absicht unterstellen möchte. Das Ding ist perfekt für die Halbzeitpause, nach der Maxime "immer Spielen, nie aufhören" kann man mit "Tiny Striker" also gut leben. Das macht alles in allem 4 von 5 Sterne, die natürlich berücksichtigen, dass das ein kleines Spiel für kurze Sitzungen sein soll. Ein "Oceanhorn" ist das natürlich nicht, will es aber auch nicht sein.

Dienstag, 10. Juni 2014

Drive Angry - Seit wann hat Luigi so schlechte Laune?

Luigi, das ist seit jeher der etwas ungeliebte Sidekick zu Mario. Mario stand immer im Rampenlicht, Luigi durfte nur mitspielen. Und wer Herr seines NES war, der hatte natürlich ein Vorrecht darauf mit Nintendos Maskottchen zu spielen. Wenn Luigi dann mal die Hauptrolle hatte, dann war er ein ziemliches Weichei mit schlotternden Knien. Zu sehen in den beiden Luigi's Mansion-Spielen für den GameCube bzw. 3DS. Auch bei Mario Kart gehörte Luigi zu den eher unbeliebten Charakteren, zumindest bei mir. Wenn ich schon mit einem von den beiden Brüdern spiele, dann kann ich auch direkt Mario nehmen.

Aber das hat ein Ende. Ob es nun wirklich cleveres Kalkül von Nintendo war, oder einfach nur Zufall: Luigi hat einen echt bösen Blick drauf, wenn er andere Fahrer überholt. Insgesamt hat das was von einem deutschen Autofahrer, der ja grundsätzlich im Recht, genervt und aggressiv ist. Was auf deutschen Straßen eher starke Nerven verlangt, ist bei Mario Kart 8 einfach nur zum Schießen (im wahrsten Sinne des Wortes)! 

Mit Luigi ist nicht gut Kirschen essen!
Diese Entdeckung hat im Internet so viel Eigenbewegung und Aufmerksamkeit bekommen, dass sie einen eigenen Namen ("Luigi Death Stare") und einen Auftritt in den FOX-News erhalten hat. Genau solche Dinge braucht Nintendo im Moment. Mario Kart 8 ist wohl als Erfolg zu verbuchen, der auch weitere Konsolen verkauft, aber da muss noch mehr gehen! FALLS das von langer Hand geplant war, dann ziehe ich meinen Hut, denn das würde bedeuten, dass Nintendo nicht nur eher altbackene und ungeschickte Werbung kann, sondern auch so richtig cleveres und "virales" (Achtung: Buzzword-Alarm!) Marketing. So oder so wünsche ich Nintendo, dass sowohl dieses kleine Phänomen, als auch der Erfolg von Mario Kart 8 spürbare Verbesserungen mit sich bringt. Warum? Weil mich Nintendo seit meiner Kindheit begleitet und am laufenden Band wunderbare Spiele raushaut. Früher wollte ich übrigens auch nie mit Luigi spielen, jetzt ist er der coolste Bad-ass der ganzen Crew. Ist also durchaus vergleichbar mit Nintendo selbst. Es wird mal wieder Zeit, dass Nintendo wieder als so "cool" gilt, wie früher. Einfach mal ein Call of Duty links liegen lassen und sich lieber in Mario Kart 8 Schildkrötenpanzer um die Ohren hauen, das ist nämlich viel cooler! 

Sonntag, 1. Juni 2014

Episode 1 revisited

Ich bin ein ordentlicher Mensch. Was gewisse Dinge angeht. Eher unwichtige Dinge. Dinge, die wohl den meisten nicht so wichtig, mir aber schon. Meine iTunes-Sammlung zum Beispiel. Oder die Anordnung meiner Filme auf DVD und Blu-Ray (das gestaltet sich aus Regalmangel allerdings schwierig, aber das ist ein anderes Thema). 

Ich habe zudem das eine oder andere Mal Lust, mir mal wieder die Star Wars-Filme anzuschauen, doch der oben beschriebene "Fimmel" führt dazu, dass ich mich verpflichtet fühle, dann auch die ersten drei Filme zu schauen. Also Episode 1 bis 3. Sie stehen links neben der klassischen Trilogie (gekauft aus eben jenen Beweggründen, die mich penibel auf meine iTunes-Bibliothek achten lassen), doch selten geschaut. Die jeweiligen Kino-Enttäuschungen waren einfach viel zu groß.

Heute war es aber mal wieder so weit und ich machte mich dann doch mal an Episode 1. Man fängt ja auch mit dem ersten Kapitel eines Buches an, oder? Um es kurz zu machen, die Erfahrung war grauenhaft. Der Film ist mindestens genau so schlecht, wie ich ihn in Erinnerung habe. Jar Jar Binks ist da ja noch das einfachste Ziel der Häme (was heißt eigentlich "Häme", schließlich hat ER MICH gequält), aber das ALLERSCHLIMMSTE, ja ich meine das "Allerschlimmste" in Versalien, ist immer noch Anakin Skywalker in diesem Film. Ich kenne Darsteller Jake Lloyd nicht persönlich und das ist ganz und gar keine Kritik an seiner Person, aber es hat bis 2008 gedauert, bis ich Kinder in einem Film wieder so unsympathisch fand, wie Anakin in Episode 1. Das war in dem großartigen Horrorfilm "Eden Lake", nur dass dies erstens ein richtig guter Film war und zweitens aufgrund toller schauspielerischer Leistungen der Jugendlichen so sein sollte (schließlich stellten sie die Bedrohung in einem Horrorfilm dar). 

Episode 1 allerdings, der sowieso übertrieben auf junge Kinder als Zielgruppe schielt, hatte solches sicherlich nicht im Sinn. Vermutlich sollte Anakin sogar eher die Identifikationsfigur für die jungen Zuschauer sein. Heraus gekommen ist ein neunmalkluger, durch und durch unsympathischer und furchtbar grimassierender zukünftiger Darth Vader. Schon das Pod-Rennen, so eine Mischung aus Wagenrennen in Ben Hur und Mario Kart (hach, eine Mario Kart-Referenz rechtfertigt doch wohl das Thema in einem Blog namens "Bock auf Zock", oder?) geht gehörig auf die Nerven, denn der kleine xxxxx (ich will jetzt nicht zotig werden) hat natürlich einen viel zu großen Helm auf seiner kleinen Bumsrübe und rüttelt dauernd an irgendwelchen Knöpfen, um Probleme im Rennen zu lösen. Aber nein, der Film und dieser Charakter verlieren mich endgültig im finalen Kampf: der junge Anakin in einem Raumschiff mit einem noch größeren Helm, der den Tag rettet. Die sowieso schon gigantischen Unsympathiewerte kulminieren dann in einem kindlichen "oops", nachdem der kleine "Racker" nach Rütteln an irgendwelchen Knöpfen das feindliche Raumschiff zerlegt. Da wünsche ich mich jedes Mal an den Eden Lake, um dort mal gepflegt zu zelten.

Er hat "Ooops" gesagt...
Ich erlebe es ja des Öfteren, dass ich Filme wieder entdecke und feststelle, dass sie viel besser sind, als meine Erinnerung daran. Episode 1 fällt nicht in diese Kategorie. Jetzt bin ich mir sehr unsicher, wie ich mit meiner kommenden (eh knapp bemessenen) Freizeit umgehen soll: soll ich weiter meinem Ordnungsdrang folgen und Episode 2 anschauen? Mit dem unsympathischen und farblosen Hayden Christensen in einer drögen Liebesgeschichte, die auf einem Niveau ist, wie die erste Hälfte von Pearl Harbour? Oder soll ich direkt zu Episode IV springen? Oder sollte ich einfach Mario Kart 8 spielen? Ach ja, Mario Kart 8 ist brillant! Kauft euch eine Wii U, wenn ihr noch keine habt. Aber das nur so nebenbei...

Dienstag, 13. Mai 2014

Experiment misslungen - Patient tot?

Das war wohl nix. Das "interaktive TV-Experiment" QuizDuell machte dieser Bezeichnung bei der Jungfernfahrt gestern alle Ehre. Viel mehr technische Probleme kann eine Sendung wohl nicht haben. Und für Jörg Pilawa war diese Stunde wohl gefühlt deutlich länger als 60 Minuten…

Konnte man wenige Tage vorher noch einen zuversichtlichen Pilawa über "15.000" Server schwadronieren hören und dass da "gar nix passieren kann", so sah die Realität gestern anders aus, denn es klappte gar nichts. Statt gegen Tausende an ihren Smartphones spielten die Kandidaten gegen das Studiopublikum. Und selbst das klappte nicht wirklich, so beschwerte sich einer der Zuschauer im Studio lautstark, dass die Kategoriewahl nicht funktionieren würde, kurz nachdem Pilawa erzählte, dass die Kategorie "Glaube & Religion" zu den unbeliebtesten gehört und diese prompt "gewählt" wurde.

Ohne die interaktive Komponente blieb nur ein unausgereiftes, wie unattraktives Quiz übrig, das nicht gegen so ziemlich jede andere etablierte Rate-Sendung im TV mithalten kann. Die offizielle Begründung für die technischen Probleme ist ein Hacker, der alle 15.000 Server blockiert. Mag sein, aber nicht nur ich hatte spontan Zweifel daran. Die Medienreaktionen auf die Sendung sind nämlich eher vernichtend und zweifeln ebenso an den Erklärungsversuchen.

Interessant ist zudem, dass besonders die Games-Medien hart mit der Sendung ins Gericht gehen. Ein IGN-Artikel spricht von "Pannenshow". Und weiter: "Stattdessen spielte das Studio-Team gegen das Studio-Publikum, während Jörg Pilawa zu retten versuchte, was es noch zu retten gab. Dabei kam ihm seine jahrelange Erfahrung aus unzähligen Stunden Seniorenbespaßung zugute. Außerdem konnte er alle Schuld am Scheitern auf die bösen Hacker abwälzen bzw. „Computerfreaks“, wie sie der Moderationsfreak fachkundig bezeichnete."

Ich bin jetzt kein großer Pilawa-Fan, noch liegt mir die Sendung besonders am Herzen, doch ich finde es gut, wenn es Mobile Games oder Apps es in die breite Öffentlichkeit schaffen, sind sie doch dank der Verbreitung von Smartphones und Tablets längst ein fester und beträchtlicher Bestandteil unseres Lebens. Die Premierensendung war zwar wirklich eher Anti-Werbung für die App, doch diese Art von Häme halte ich für unpassend. Immerhin versuchen sie etwas Neues. Was ist die Alternative? Mehr scripted reality? Oder mehr Kochshows? NBC GIGA hat schon vor mehr als 10 Jahren gezeigt, wie interaktives Fernsehen aussehen kann, ein funktionierendes QuizDuell in der ARD wäre eine durchaus wünschenswerte "Fortsetzung" (inhaltlich will ich GIGA und QuizDuell aber ausdrücklich nicht vergleichen).

Mal sehen, was die zweite Sendung bringt. Immerhin wurde dem angeblichen Hacker "Straffreiheit" angeboten wenn er sich stellt. Vielleicht bringt es ja was…