Montag, 29. September 2014

Retrogedöns: Burgertime Deluxe (Gameboy)

Wer von der „Goldenen Ära der Arcade-Spiele“ spricht, der meint damit gemeinhin den Zeitraum beginnend Ende der 70’er Jahre (z.B. Space Invaders) bis in die Mitte der 80’er Jahre. Mein Kontakt mit Videospielen beginnt also quasi direkt nach dieser Ära und zwar mit dem Nintendo Entertainment System. Damals hatte ich auch einige Spiele, die (Heim-) Ports von Arcade-Automaten waren. Die erste Welle von erhältlichen NES-Spielen enthielt eben unter anderem direkte Automaten-Umsetzungen wie Donkey Kong, Donkey Kong Jr. oder auch Popeye. Diese 3 Spiele hatte ich damals auch zuhause (so genannte „Black Box“-Spiele, wegen dem einheitlichen Verpackungsdesign der ersten NES-Spiele) und so kam ich über Umwege und etwas später in Berührung mit den Automatenspielen aus dieser Zeit, ein besonders großer Experte bin ich dadurch aber nicht.

Burger Time von Data East, die es schon seit 2003 nicht mehr gibt
Es ist also kein Wunder, dass ich mit dem Spiel „Burgertime“ nichts anfangen konnte, es mir aber vor kurzem als Futter für meine Gameboys besorgt habe. Erschienen ist diese Version als Burger Time Deluxe 1991 und enthält wohl mehr Levels als die ursprüngliche Version, die zuvor bereits für eine breite Masse an Konsolen und Heimcomputer portiert wurde.

Das Hauptmenü (GBA SP AGS 101)
Der Reiz vieler dieser Spiele liegt an der Einfachheit des Spielprinzips. Mit (vergleichsweise) wenigen Mitteln wurde ein Maximum an Spielspaß erzeugt. Wo heutige Spiele mit großem Aufwand eine hohe Komplexität erreichen, mussten Spiele wie Burgertime mit deutlich weniger Mitteln Spaß erzeugen. Und genau das macht deren Reiz aus. Gute Arcade-Spiele aus dieser Zeit kann man problemlos heute noch spielen. Eigentlich hätte ich schreiben müssen „immer mal wieder spielen“, denn genau das ist die Qualität von Donkey Kong, Burgertime und co. Denn sie eignen sich am besten dazu, immer mal wieder einen Versuch zu starten. Ein GTA V, in das man theoretisch 24 Stunden am Stück abtauchen könnte sind sie natürlich nicht.

Level-Intro (leicht verschwommen)
Burger Time (zumindest die Deluxe-Version für den Gameboy) ist ein mehr als gelungener Vertreter dieser Kategorie, denn es ist enorm spielbar, die Regeln und die Steuerung sind sehr zugänglich und es macht in kurzen Etappen süchtig. Man spielt immer wieder eine Runde, um seinen Score zu verbessern oder weiter zu kommen als zuvor. Einen Großteil des Charmes von Automatenspielen dieser Dekade machen auch die wunderbar abstrakten und witzigen Szenarien aus, in die sich der Spieler begibt. Hier steuert man den Koch Peter Pepper, der Burger fertigstellen muss. Dies macht er, indem er in einem Leiterlabyrinth über verschiedene Zutaten läuft. Dabei gibt es die Frikadelle, Käsescheiben oder auch die beiden Brötchenhälften. Ist man einmal ganz über eine dieser Zutaten gelaufen, befördert man sie eine Etage weiter nach unten. Damit es nicht zu einfach wird, sind auch Gegner unterwegs, die dem kleinen Koch nach dem (oder vielmehr: einem) Leben trachten. So gibt es wandelnde Würstchen oder Eier, die versuchen, den Koch zu erwischen oder im besten Falle einzukesseln. 


Kleiner Koch verfolgt von 2 Würstchen
Geschickte Spieler erschlagen diese Gegner mit einer Burgerzutat und bekommen dafür auch noch Extrapunkte. In ausweglosen Situationen kann der kleine Koch auch eine Prise Pfeffer benutzen, um Gegner kurzfristig zu betäuben. Damit sollte man aber sehr umsichtig umgehen, denn auch wenn man mehr Pfeffer-Rationen sammeln kann, sind sie doch sehr selten. Es gibt noch ein paar weitere Power-Ups, die man sammeln kann, um alle Gegner in Würstchen zu verwandeln (der schwächste Gegner) oder um selbst kurzzeitig unverwundbar zu werden. Mehr braucht es nicht für ein perfektes Arcade-Erlebnis auf den Gameboy zu zaubern. 

Und so sieht das ganze auf dem Gameboy Pocket aus
Natürlich ist das hier kein Zelda oder Super Mario. Eine solche Spieltiefe erreicht Burger Time Deluxe nie. Dafür hat es eben andere Qualitäten. Man kann sich ohne große Vorbereitung in 1-2 Runden kurzweiligen und harmlosen Spaß stürzen und dann was anderes machen. Diesen durchweg positiven Eindruck verstärkt das Spiel durch eine wirklich nette und sympathische Grafik und einen überaus ohrwurmigen Soundtrack. Die Musik hat die Qualität des Bubble Bobble-Themes. Wer das kennt, der wird sicher wissen, was ich meine. Wer ein paar Runden spielt und den Gameboy dann ausmacht, hat trotzdem noch diese sehr gelungene, aber eben auch unglaublich eingängige Melodie im Kopf. Wenn man allerdings zu gut ist, und weit genug kommt, ändert sich die Musik. Das zweite Stück kann es überhaupt nicht mit dem ersten aufnehmen, so dass man zwar kurz erleichtert ist, etwas anderes zu hören, sich dann aber doch wieder die erste Melodie herbeiwünscht.


Mit etwas Glück kann man dieses Spiel (ohne OVP und Anleitung) für um die 5€ bekommen. Ich habe es aber auch schon für deutlich über 20€ gesehen (in einem Retrovideospiel-Shop). Das würde ich dafür eher nicht ausgeben, eine kurze ebay-Recherche zeigt aber, dass man es dort tatsächlich für kleines Geld bekommen kann und das ist es definitiv wert! Man kauft ja nicht nur ein nettes (und zumindest nicht ganz so gängiges) Spiel, sondern auch einen Ohrwurm gleich mit. Also: ran an den Speck… äh, den Burger!

Freitag, 5. September 2014

Retrogedöns: Super RC-Pro Am (Gameboy)

Es gibt ein Genre, eigentlich ein Subgenre, von Videospielen dem ich sehr zugetan bin: Top Down-Racer. In Zeiten von immer stärker werdender Hardware ist diese Art von Rennspiel ein wenig in Vergessenheit geraten. In meinem Herzen hat es allerdings immer einen besonderen Platz. Das Spiel, das mich so geprägt hat, war RC Pro-Am auf meinem NES. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich damals darauf gekommen bin (ich nehme mal an, dass es eine Empfehlung in einem Videospielmagazin war), aber ich war hin und weg von diesem Spiel. Auch damals war die Grafik nicht sonderlich spektakulär, aber schon die Art der Steuerung, die perfekt das Fahren mit ferngesteuerten Autos emulierte war so perfekt, die Umsetzung so motivierend, dass ich fortan sehr auf diese Spiele stand. Entwickelt wurde mein Einstieg in die Welt der kleinen Autos von Rare. Das hat mir damals natürlich noch nichts gesagt, aber bevor sie ihre Seele an Microsoft verkauft haben, um dort Kinect-Titel (ich weiß, ich weiß, sie haben auch Kameo entwickelt) zu produzieren waren sie auch für legendäre Spiele auf Nintendo-Plattformen zuständig: Donkey Kong Country, GoldenEye, Conker's Bad Fur Day und eben auch RC Pro-Am. 

Ganz leicht angegilbt: so muss es sein!
Ich weiß noch, dass ich damals unbedingt den Nachfolger "Cobra Triangle" haben wollte, doch auch damals war das wohl relativ rar, denn bekommen habe ich es nie. Stattdessen spielte ich danach Sachen wie Micro Machines (kam für mich nie an RC Pro-Am heran) oder später Rock 'n Roll Racing (auch ganz großartig und ebenfalls ein Frühwerk eines legendären Studios: Blizzard). In meiner kurzen, aber heftigen Gameboy-Zeit war mir gar nicht bewusst, dass es auch ein RC-Pro Am für Nintendos Handheld gab. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich erst vor kurzem davon erfahren. Und als ich mir wieder einen (ok, mehrere) Gameboys besorgt hatte, wusste ich, dass ich meine alte Liebe reanimieren muss!

Der Entwickler auf dem Spoiler, so muss das! (GBA SP AGS 101)
Und es hat sich nichts geändert. Oder zumindest nicht viel: die Steuerung ist immer noch perfekt, die Reifen quietschen immer noch ohrenbetäubend und man schießt immer noch mit kleinen Raketen oder legt kleine Minen, um sich gegen die anderen Autos zu wehren. Ein wirklich gutes Gefühl! Obwohl (oder vielleicht auch genau deswegen) das Spielprinzip sehr einfach ist, macht die kleine Version von RC Pro-Am genau so viel Spaß, wie die große. Neben den sammelbaren Minen und Raketen gibt es Beschleunigungspfeile, Wasser- und Ölpfützen, Tuningteile sowie Buchstaben (die das Wort "Nintendo" formen). Der Rest ist pures Rennen und die Jagd auf die perfekte Kurventechnik.  

Licht und Schatten. Das gilt für meine Fotokünste, nicht für das Spiel!
Super RC Pro-Am gehört zu den Spielen, die man für relativ wenig Geld bekommen kann (wenn man auf Anleitung und Verpackung verzichten kann) und wer, wie ich, etwas mit Top Down-Rennspielen anfangen kann, der sollte die 5-6 € investieren. Ich habe zwar befürchtet, dass man nicht alle Items oder Hindernisse auf dem limitierten Gameboy-Display erkennen kann, doch diese Sorge war unbegründet, denn das ist gar kein Problem. So ist das Spiel perfekt dafür, um "kurz mal ein paar Rennen zu fahren" und man ertappt sich dabei, dass man schnell eine Stunde verbissen mit etlichen Rennen verbracht hat. Also eine klare Empfehlung und ein weiteres tolles Spiel, das man sich für kleines Geld von ebay oder dem Flohmarkt besorgen sollte!

(Nach und nach möbelt man den kleinen Flitzer auf)