Samstag, 2. November 2013

Die letzte GEE, oder Dinge, die man erst vermisst, wenn es sie nicht mehr gibt

Die GEE ist ein großartiges Magazin, das sich mit Videospielen befasst. In ihr geht es nicht um das umfassende Bewerten von allen Neuerscheinungen des Monats, sondern um Texte und Berichte rund um Videospielkultur. Es gibt auch Reviews zu ausgewählten Spielen, doch die lesen sich anders, als der typische "Test" und sie enden nie mit einer Prozentzahl oder einem Wertungskasten. Das war schon immer so und immer wenn ich eine Ausgabe in die Finger bekommen habe, gefiel sie mir ausgesprochen gut. Gekauft habe ich sie mir aber fast nie. Warum weiß ich eigentlich gar nicht. Einer der Gründe war sicherlich, dass sie bei meinem vorherigen Arbeitgeber immer im Meeting-Raum lag und ich beim Essen in ihr herumgeblättert habe. So richtig gewürdigt habe ich sie aber nie.

Dass es der GEE nicht gut geht, habe ich am Rande mitbekommen, das Format der Printausgabe wurde zu einem Zeitpunkt drastisch geändert und gekürzt, ich glaube, eine Zeit lang gab es sie nur noch digital (Experten dürfen mich gern korrigieren) und irgendwann gab es sie gar nicht mehr. Für eine Ausgabe kam sie nun zurück. Nur durch Zufall bin ich darauf aufmerksam geworden: einer meiner deutschen Lieblingsautoren (Oliver Uschmann, der die tollen "Hartmut und Ich"-Bücher geschrieben hat, aber auch regelmäßig für die nicht minder tolle Musik-Zeitschrift VISIONS schreibt) hat einen Artikel für die Jubiläums- (und gleichzeitig auch Abschieds-) Ausgabe "10 Jahre GEE" geschrieben und so wurde mein Interesse geweckt. Ich wollte sie haben, was gar nicht so einfach war. Ein Zeitschriften-Laden wollte sie mir bestellen, aber das klappte nicht, doch vor einigen Tagen erspähte ich sie doch an anderer Stelle. Ich nahm sie mit und machte mich zuhause ans Lesen.

Die letzte GEE, nur echt mit dem GTA 5 - Lufterfrischer

Und ich war gleich begeistert. Was mich so freute, waren die "alten" Werte dieser Zeitschrift, die ich so lange sträflich vernachlässigte: nicht zu flach, nicht zu technisch, irgendwie erwachsen (das allerdings im besten Sinne des Wortes). Berichte ("Tests" will ich nicht schreiben) über einige aktuelle Spiele, ansonsten lesenswerte Texte und Kolumnen, die sich auf eine sehr persönliche Art und Weise dem Thema Gaming nähern. Und so blöd es klingt: wäre es möglich, würde ich sie ab jetzt regelmäßig lesen. Aber es ist ja leider (wohl) die letzte Ausgabe. Und ich kann mich noch nicht mal richtig beschweren, schließlich habe ich die GEE zu "Lebzeiten" kaum unterstützt. Das ist ein bisschen so, wie mit dem Plattenladen "Last Chance" hier in Dortmund. Vor amazon und co. war es der Ort, an dem man alles bekommen konnte. Seltene Alben wurden bestellt und wenige Tage später ging man als glücklicher Mensch mit dem Objekt seiner Begierde aus dem kleinen Laden. Auch ich war Kunde, doch als amazon immer größer wurde, konnte Last Chance weder mit den Preisen, noch mit dem Sortiment des Online-Riesen konkurrieren. Folgerichtig musste Last Chance vor einigen Jahren die Segel streichen. Ich war traurig drum, aber ich konnte mich ebenfalls nicht beschweren, war ich doch über die Jahre zu einem amazon-Kunden geworden. So ähnlich geht es mir jetzt. Das sind die Dinge, die man erst vermisst / zu schätzen weiß, wenn es sie nicht mehr gibt.

Last Chance ist nicht mehr zu retten, aber allen Interessierten kann ich nur raten, zumindest diese letzte Ausgabe zu ergattern. Nicht, weil ich denke, dass das noch den Fortbestand sichern könnte, sondern, weil das ein gutes Heft ist, das es sich zu lesen lohnt. Ach ja: für alle Fans, Spieler oder Sympathisanten von GTA 5: das Spiel ist nicht nur Thema dieser Ausgabe, es gibt auch einen GTA 5 - gebrandeten Lufterfrischer im Heft. Wenn das nicht reicht, um euer Interesse zu wecken, dann weiß ich es auch nicht...

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